Haigerloch

Atomkeller Museum

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Haigerloch, Atomkeller Museum
+ sehr gute Website, interessante Ausstellung, Parkplätze kostenlos
– eingeschränkte Öffnungszeiten

Das Atomkeller Museum zeigt einen Nachbau des Reaktors der 1944 von Berlin in das Höhlenforschungslabor in Haigerloch gebracht wurde, am 23. April 1945 endete hier dann die Geschichte. Die US Amerikaner konnten das Uran und das schwere Wasser kurz vor Kriegsende erbeuten. Die Geschichte von der Entdeckung der Kernspaltung, der Anwendung als Atombombe und die technischen Schwierigkeiten, das Heereswaffenamt und das Unternehmen ALSOS der Alliierten kann man im Original Höhlenforschungslabor erfahren. Ich hatte das Museum Ende Mai 2025 besucht und hoffe die Tipps und Hinweise sind interessant und hilfreich.

Information

Die offizielle Website vom Museum wurde klar und übersichtlich gestaltet, auf der Startseite erfährt man alles wichtige zum Besuch.

Lage

Atomkeller Museum, Haigerloch, Deutschland, Blick auf die Schlosskirche und ein Gebäude vom Schloss von der Noyaler Brücke
Atomkeller Museum, Haigerloch
Blick auf die Schlosskirche und ein Gebäude vom Schloss von der Noyaler Brücke

Der Ort Haigerloch liegt circa 70 Kilometer südwestlich von Stuttgart in einem Tal durch dem der kleine Fluss Eyach fließt. Die Landschaft mit den schroffen und steilen Bergen aus Muschelkalk trägt mit zum abgeschiedenen Eindruck der kleinen Stadt bei. Das Schloss Haigerloch und die Schlosskirche trohnen über den Häusern, ein Aufstieg zu Fuß lohnt sich wegen dem Ausblick und den von außen frei zugänglichen Schloss. Die Karte auf Open Street Map zeigt das Sonderziel „Atomkeller Museum“ und viele Details der Umgebung an.
https://www.openstreetmap.org https://www.schloss-haigerloch.de

Anreise Mietwagen

Die Anreise mit dem Auto oder Motorrad ist denkbar einfach, das Navigationsgerät TomTom START 52 Europe 45 Länder hatte das Sonderziel „Atomkeller Museum-Stadt Haigerloch“ mit der Anschrift Pfluggasse 5, 72401 Haigerloch eingetragen. Es gibt entlang der Straße kostenlose Stellplätze, ich hatte hinter der Brücke parken können. Die Auschilderung vor Ort ist perfekt, man kann das Museum leicht finden.

Öffnungszeiten

Atomkeller Museum, Haigerloch, Deutschland, Eingang in der Pfluggasse 5, 72401 Haigerloch
Atomkeller Museum, Haigerloch, Eingang in der Pfluggasse 5, 72401 Haigerloch

Die Öffnungszeiten sind Samstag 10:00 Uhr – 12:00 Uhr und 14:00 Uhr – 17:00 Uhr, Sonntag 10:00 Uhr – 17:00 Uhr, in den Monaten Dezember, Januar, und Februar ist geschlossen. Der Eingang vom Museum führt direkt in den Bierkeller des Haigerlocher Schwanenwirts der hier 1944 angemietet wurde und zum Versuchslabor umgewandelt wurde. Der Umzug von Berlin an einen sicheren Standort war wegen den Bombardierungen durch die Alliierten notwendig geworden.

Preis

4,– €, bezahlt hatte ich mit Bargeld, es werden keine Karten akzeptiert.

Ausstellung

Atomkeller Museum, Haigerloch, Deutschland, Ausstellung im Höhlenforschungslabor mit Nachbau vom Reaktor
Atomkeller Museum, Haigerloch, Ausstellung im Höhlenforschungslabor mit Nachbau vom Reaktor

Die Ausstellung in dem kleinen Bierkeller zeigt die Forschung von den Kernphysiker Professor Heisenberg und Professor von Weizsäcker. Die Vorgeschichte begann in Berlin Ende 1938 Anfang 1939 mit der Entdeckung der Spaltung des Uran Atomkerns durch Otto Hahn und Fritz Straßmann mit Hilfe von Hahns Mitarbeiterin Lise Meitner. Die Ausstellung wurde übersichtlich gestaltet und die Texte sind für Laien verständlich.

Experimentiertisch von Otto Hahn

Atomkeller Museum, Haigerloch, Deutschland, Experimentiertisch von Otto Hahn
Atomkeller Museum, Haigerloch, Experimentiertisch von Otto Hahn

Der Original Experimentiertisch von Otto Hahn sieht chaotisch aus, hat aber eine Neutronenquelle aus 1 g Radium - Beryllium Gemisch, Uran, einen Paraffinblock zur Verlangsamung der Neutronen, Geiger-Müller Zählrohre zum Nachweis der bei der Spaltung aufgetretenen Elemente. Die Beschreibung war deutlich und auch für Laien nachvollziehbar. Ein sieben Miunten langes Video zeigte den Ausschitt einer Orginaldokumention von Otto Hahn der hier beim NDR 1962 seinen Experimentiertisch vorführte und erklärte.

Nachbau Reaktor

Atomkeller Museum, Haigerloch, Deutschland, Nachbau 664 Uranwürfel und Kessel
Atomkeller Museum, Haigerloch, Nachbau 664 Uranwürfel und Kessel

Der Versuchsreaktor wurde von den US Amerikanern abgebaut oder teilweise zerstört, hier ist ein Nachbau zu sehen. Die 664 Uranwürfel mit einer Kantenlänge von 5 cm wurden an Ketten aufgehängt und mit Hilfe eines Krans wurde dieses 1,5 Tonnen schwere „Gitter“ dann in den Aluminium/ Magnesiumkessel abgelassen. Die Beschreibung des Versuches findet sich auf einer Informationstafel.

Kernspaltung

Atomkeller Museum, Haigerloch, Deutschland, Prinzip der Kernspaltung
Atomkeller Museum, Haigerloch, Prinzip der Kernspaltung

Das Prinzip der Kernspaltung wird hier vereinfacht dargestellt, das Thema ist natürlich sehr komplex, wichtig ist vielleicht das nur 0,7 % vom Uran das Uranisotop 235 so leicht spaltbar ist und einen Kernspaltungs Kettenreaktion auslösen kann. Die Energiemenge die bei der Spaltung von einem 235 U Atomskerns freigesetzt wird ist enorm, 210 MeV, in Reaktoren können 190 MeV thermisch verwertet werden. Diese Zahlen werden im Vergleich mit Steinkohle vielleicht deutlicher, 1 kg 235U hat einen als Wärme nutzbaren Energiegehalt von 76 Terajoule oder 2,5 Milionen Steinkohleeinheiten.
https://de.wikipedia.org/wiki/Uran https://de.wikipedia.org/wiki/Steinkohleeinheit

Schweres Wasser

Atomkeller Museum, Haigerloch, Deutschland, Schweres Wasser aus Norwegen
Atomkeller Museum, Haigerloch, Schweres Wasser aus Norwegen

Das normale Wasser H2 O wurde in der Schwerwasseranlage Norsk Hydro in Vemok, Norwegen seit April 1940 für das Deutsche Reich in D2O schweres Wasser umgewandelt. Die Us Amerikaner konnten das Werk im November 1943 zerstören und auch die letzten 600 Liter schweren Wassers die auf einem Boot transportiert wurden versenken. Das schwere Wasser dient zur Verlangsamung der Neutronen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Schweres_Wasser

Heereswaffenamt

Atomkeller Museum, Haigerloch, Deutschland, Heereswaffenamt Urankonferenz 16. September 1939
Atomkeller Museum, Haigerloch, Heereswaffenamt Urankonferenz 16. September 1939

Das Heereswaffenamt war im Dritten Reich für die Entwicklung von neuen Waffen zuständig, die 1. Urankonferenz am 16. September 1939 kam aber zu dem Ergebnis das die Entwicklung von Atombomben theoretisch möglich ist, aber die technischen Probleme so groß sind das nicht in den nächsten Jahren zu realisieren. Die Forschungen an einen Kernreaktor wurde fortgesetzt, die Entwicklung einer Waffen wurde im Prinzip aufgegeben.

Atombombe / Wunderwaffe

Die Atombombe als Wunderwaffe von Adolf Hitler für den Endsieg ist ein schöner Mythos, wie man hier vor Ort sehen kann stand die Forschung noch ganz am Anfang. Es kam hier immerhin eine Kettenreaktion im Uranreaktor in Gang, wie groß der Aufwand wäre zeigt das US Atomwaffenprogramm aus der Zeit.

US Atomwaffenprogramm

Das US Atomwaffenprogramm nannte sich Manhatten Projekt und über 150 000 Menschen arbeiteten über Jahre an der ersten Atombombe.
https://de.wikipedia.org/wiki/Manhattan-Projekt

Ende

Atomkeller Museum, Haigerloch, Deutschland, US Armee Unternehmen Alsos
Atomkeller Museum, Haigerloch, US Armee Unternehmen Alsos

Die Alliierten hatten mit dem Unternehmen ALSOS der Anlage hier am 23. April 1945 das Ende bereitet. Die US Amerikaner bauten die Anlage ab und zerstörten die Reste, nur 3 Tage später konnten sie auch die versteckten Uranwürfel und das schwere Wasser erbeuten und nach Washington abtransportieren.

Kontakt

Telefon +49 7474 697-27
e–mail tourist-info@haigerloch.de

Adresse

Atomkeller Museum
Pfluggasse 5
72401 Haigerloch
Deutschland

Internet

https://www.haigerloch.de/Atomkeller

Fazit

Das Museum ist sehr interessant, die Kernspaltung gehört zu den größten Entdeckungen des 20. Jahrhunderts, die zivile Nutzung ist zu begrüßen. Die militärische Bedeutung ist auch heute noch extrem hoch, jedes Land macht sich allein durch den Besitz praktisch unangreifbar. Ich kann einen Besuch des nur zu wenigen Zeiten geöffneten Museums nur empfehlen, die Physik zu verstehen ist natürlich nicht leicht, das Thema ist komplex aber dadurch auch spannend.