Oradour-sur-Glane

Gedächtniszentrum

zurück Startseite Inhalt
zurück Frankreich Index
Oradour-sur-Glane, Frankreich
+ Atmosphäre, sehr gut erhalten, Ausstellung, Gegenstände, Informationen auf Deutsch, Eintrittspreis
– Führung nur auf Französisch

Das „Gedächtniszentrum“ in Oradour-sur-Glane hat eine Ausstellung zur Geschichte des Dorfes welches am 10. Juni 1944 von einer Einheit der Waffen SS Division „Das Reich“ zerstört wurde. Es werden Führungen durch das nach der Zerstörung unveränderte Dorf angeboten, alternativ kann man auch selbst das Gelände erkunden. Die Geschichte wird teilweise erstaunlich neutral dargestellt, man muss sich einige Zeit damit beschäftigen um sich ein Bild zu machen, ich hoffe meine Tipps und Hinweise vom Mai 2025 dazu sind hilfreich.

Informationen

Der Ort Oradour-sur-Glane wurde am 10. Juni 1944 von einer Einheit der SS-Panzerdivision „Das Reich“ zerstört da sich hier Partisanen befanden und diese von der Bevölkerung unterstützt wurden. Das Dorf wurde nicht wieder aufgebaut und eine Besichtigung des Ruinendorfes ist heute möglich, außerdem gibt es noch ein Gedenk– und Dokumentationszentrum, das „Centre de la mémoire“.
https://de.wikipedia.org/wiki/Oradour-sur-Glane  https://www.oradour.info/

Lage

Gedächtniszentrum, Centre de la Mémoire d’Oradour sur Glane L’Auze, 87520 Oradour-sur-Glane, Frankreich, Blick auf das Museum vom Aussichtspunkt beim Parkplatz
Gedächtniszentrum, Centre de la Mémoire d’Oradour sur Glane L’Auze
Blick auf das Museum vom Aussichtspunkt beim Parkplatz

Das Dorf Oradour-sur-Glane befindet sich im Süden Frankreichs gut 22 Kilometer westlich von der Stadt Limoges, die Open Street Map zeigt den neu erbauten Ort und die Ruinen mit vielen Details wie „Village martyr“ oder „Eglise Saint-Martin“ an. Eine Anreise kann man von jeden beliebigen Ort aus planen.
https://www.openstreetmap.org

Anreise mit dem Mietwagen

Die Anreise mit dem Auto oder Motorrad ist denkbar einfach, man konnte das Sonderziel „Centre de la Mémoire d’Oradour sur Glane“ in das TomTom Navigationsgerät eingegeben, die Anschrift wurde mit D101/D3/D9, Oradour-Sur-Glane vervollständigt. Die Fahrt geht ab der Autobahnausfahrt über schmale Landstraße und eine schöne hügelige Landschaft. Das Ruinendorft sieht man am Ortseingang auf der rechten Seite, man fährt nach rechts über den Kreisverkehr zum kostenlosen Parkplatz. Der Parkplatz hat eine Höhenbegrenzung von 2 m und ist somit nicht für Wohnmobile geeignet. Es gibt 400 Stellplätze und den Parkplatz sollte man „nach unten“ verlassen, dann kommt man an einen Aussichtspunkt wo man hügelige Wiesen mit Pferden und auf der linken Seite das teilweise im Erdreich befindliche Dokumentationszentrum sieht.

Reservierung

Die Reservierung für die Führung hatte ich im Mai 2025 gut eine Woche vorher im Internet gemacht, hier ein Überblick der einzelnen Schritte.

– Auf der Startseite unter „VISITES GUIDÉES - MAI ET JUIN 2025“ auf „Informations pratiques > Tarifs“ klicken.
– Die Führungen für die Monate Mai und Juni 2025 wurden beschrieben, weiter mit „https://www.billetweb.fr/visites-guidees-mai-june“.
– Die verfügbaren Tage wurden angezeigt, weiter mit „Auswahl Datum“.
– Visite guidée du village martyr, weiter mit „Uhrzeit 14:30 Uhr – 16:00 Uhr“.
– Datum und Besuchszeit wird angezeigt, Auswahl Anzahl der Personen, weiter mit „Reservieren“.
– Eingabe Vorname, Nachname, e-mail Adresse, Hinweis Zahlung vor Ort, AGB akzeptieren, weiter mit „Weiter“.
– Die Bestellung wird angezeigt, weiter mit „Bestätigen“.
– Die Bestellung wird bestätigt, die Reservierung wird als PDF an die e-mail Adresse geschickt.
– Die PDF ausdrucken oder auf einem elektronischen Gerät speichern und vor Ort vorzeigen.

Die Reservierung ging einfach, teilweise wurde der Text auf Deutsch übersetzt, die Bezahlung erfolgt vor Ort, sollte man nicht anreisen können kann man die Reservierung online stornieren.

Preis

Gedächtniszentrum, Oradour-sur-Glane, Frankreich, Eingang zur Ausstellung und zum Dorf
Gedächtniszentrum, Oradour-sur-Glane, Eingang zur Ausstellung und zum Dorf

14,– € für die Ausstellung und die Führung hatte ich vor Ort bezahlt, nur die Dauerausstellung kostet 7,80 €, das Ruinendorf ist frei zugänglich.

Öffnungszeiten

Die Öffnungszeiten sind je nach Jahreszeit sehr unterschiedlich, die aktuellen Zeiten findet man auf der Website. Die Führungen in der Sommersaison in den Monaten Mai und Juni 2025 gingen durch das Märtyrerdorf, organisiert vom Oradour Memory Centre. Sie wurden an jedem Wochenende und an Feiertagen um 14.30 Uhr angeboten.

Ausstellung

Die Ausstellung beginnt auf der rechten Seite der Kasse, das Fotografieren ist hier verboten! Die Geschichte vom Nationalsozialismus wird ab 1930 mit Fotos und Texten zum großen Teil auch auf Deutsch beschrieben. Die Zusammenfassung ist sehr gut gemacht, 30. Januar 1933 Ernennung von Adolf Hitler zum Kanzler ohne Mehrheit. Es gab einige Informationen die mir teilweise neu waren, hier ein kleiner Überblick.

– Verherrlichung der Technik im Nationalsozialismus, verständlich da sich in der Zeit so viel entwickelte, wie Autos, Flugzeuge, Bautechnik, Arzneimittel um nur einiges zu nennen.
– Verteidigungsausgaben im Jahr 1938 betrugen 59,29 % vom Haushalt.
– 22. Juni 1940 Frieden / Besatzung Frankreich durch das Deutsche Reich, der Süden Frankreich blieb von der französischen „Vichy Regierung“ in Eigenverwaltung.
– März 1942 Deportation von Juden aus Frankreich.
– Widerstand in der Region Limoges aus Kommunisten, Sozialisten und auch Russen und Spanier.
– Die „Vichy Regierung“ hatte Probleme die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung zu organisieren.
– Französische Freiwillige in der Legion Waffen SS Division Charlemangne
https://de.wikipedia.org/wiki/33._Waffen-Grenadier-Division_der_SS_„Charlemagne“
– Geschichte und Bewegungen der Waffen SS „Das Reich“ Russland Feldzug bis Moskau und 6. April 1944 Verlegung nach Frankreich.

Die Ausstellung zeigte natürlich auch das Leben in Oradour und die für die Zeit fortschrittlich elektrifizierte Eisenbahnstrecke. Es gab einen Raum mit einem Video auf Französich mit Untertiteln auf Englisch.
Eine Tafel zeigte andere Massenmorde in Europa während des Zweiten Weltkrieges, leider fehlte deutscher Text und auch die Hintergründe.
Die Täter wurden im Februar 1953 von einem Gericht in Bordeaux zu erheblichen Strafen verurteilt, jedoch innerhalb von Tagen per Gesetz amnestiert.
Die Gedenkfeiern fanden seit 1953 jährlich statt, der Wiederaufbau des neuen Dorfes begann am 10. Juni 1947.

Führung

Gedächtniszentrum, Oradour-sur-Glane, Frankreich, Aufgang zum zerstörten zum Dorf
Gedächtniszentrum, Oradour-sur-Glane, Aufgang zum zerstörten zum Dorf

Die Führung gibt es nur auf Französisch, ich hatte sie trotz fehlender Sprachkenntnisse mitgemacht, sie startete pünktlich um 14:30 Uhr. Die erste Station ist Bildergalerie mit alle Getöteten die auf Passbildern an den Wänden zu sehen sind. Der Eingang zum Ruinendorf geht durch das Dokumentationszentrum, es ist frei zugänglich.

Alte Häuser des Dorfes

Gedächtniszentrum, Oradour-sur-Glane, Frankreich, ältere zerstörte Gebäude mit dicken Mauerwerk
Gedächtniszentrum, Oradour-sur-Glane, ältere zerstörte Gebäude mit dicken Mauerwerk

Das Dorf hatte alte Gebäude die man hier an den sehr dicken Mauern erkennen kann, es war im Ruinendort der erste Halt der Führung. Die Gruppe war sehr groß, viele Franzosen sind an der Geschichte interessiert.

Eisenbahnstrecke

Gedächtniszentrum, Oradour-sur-Glane, Frankreich, Hauptstraße mit einer eingleisigen Bahnstrecke mit Oberleitung
Gedächtniszentrum, Oradour-sur-Glane, Hauptstraße mit einer eingleisigen Bahnstrecke mit Oberleitung

Der Rundgang führte dann zur Hauptstraße mit einer eingleisigen Bahnstrecke mit Oberleitung, die Häuser sind schon moderner was man auch an den dünneren Wänden und den Etagen sehen kann. Einige Häuser wurde beschriftet und man erfährt die Nutzung als Ladengeschäft, Werkstatt oder Restaurant.

Auto

Gedächtniszentrum, Oradour-sur-Glane, Frankreich, erhaltene Karosserie eines Fahrzeuges
Gedächtniszentrum, Oradour-sur-Glane, erhaltene Karosserie eines Fahrzeuges

Die Karosserie des Autos ist erstaunlich gut erhalten, die Blechstärke war in der Zeit noch wesentlich stärker als heute, trotzdem erstaunlich. Ein Fotomotiv der Extraklasse, leider gibt es auch bei den Ruinen Bauarbeiten wie man an den Gerüsten im Hintergrund sehen kann.

Kirche

Gedächtniszentrum, Oradour-sur-Glane, Frankreich, zerstörte Kirche ohne Dach
Gedächtniszentrum, Oradour-sur-Glane, zerstörte Kirche ohne Dach

Die Bahnlinie geht in eine Kurve und bergab, auf der rechten Seite befindet sich die Kirche die schlicht Eglise D’Oradour heißt. Das Gebäude ist noch sehr gut erhalten, das Dach fehlt komplett.

Kommando Befehl

Der Grund für die Erschießungen wurde in der Ausstellung nicht erwähnt, es handelte sich hierbei um die Ausführung des Erlaßes von Hitler vom 18. Oktober 1942 zur Vernichtung von Terror- und Sabotagetrupps, dem „Kommando-Befehl“. Die Partisanen oder Terroristen konnten mit geringen Mitteln sehr effektiv Anschläge mit Sprengstoff oder Angriffe mit kleinen Waffen ausüben. Einen Schutz wie ihn organisierte Soldaten genießen die sich im Kampf ergeben und in Gefangenschaft kommen galt diesen Kämpfern nicht.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kommandobefehl

Ort der Erschiessungen

Der Weg von der Kirche führt über die Hauptstraße zurück, nach der Steigung geht es nach recht eine Seitenstraße hinauf. Die Führung hielt dann an einer Fläche wo viele Menschen erschossen wurden. Die Ausstellung hatte die Information das am 10. Juni 1944 die 3. Kompanie vom I. Bataillon „Das Reich“ mit 207 Männern einmarschierte. Es sollen sich im Dorf und in der Umgebung 1674 Personen befunden haben, hier wurden 643 Menschen erschossen, davon 193 Kinder.

Mahnmal und Friedhof der Märtyrer

Gedächtniszentrum, Oradour-sur-Glane, Frankreich, Mahnmal und Friedhof der Märtyrer
Gedächtniszentrum, Oradour-sur-Glane, Mahnmal und Friedhof der Märtyrer

Die Führung ging dann um 16:10 Uhr zu Ende, man konnte über einen großen Platz zum Mahnmal und den Friedhof der Märtyrer gehen. Es gibt eine Säule und Tafeln mit den Namen der 642 Opfer. Der Begriff Märtyrer beschreibt Menschen die für ihren Glauben oder Religion sterben, meiner Meinung nach ist er für Widerstandskämpfer nicht richtig.
https://de.wikipedia.org/wiki/Märtyrer

Partisanen

Der richtige Begriff für die getöteten Widerstandskämpfer wäre meiner Meinung nach Partisanen, italienisch partigiano „Parteigänger“. Es waren bewaffnete Kämpfer, der nicht zu den regulären Streitkräften eines Staates gehörten.
https://de.wikipedia.org/wiki/Partisan

Ladengeschäft

Gedächtniszentrum, Oradour-sur-Glane, Frankreich, Bücher im Ladengeschäft vom Museum
Gedächtniszentrum, Oradour-sur-Glane, Bücher im Ladengeschäft vom Museum

Das Ladengeschäft vom Museum verzichtete zum Glück auf T-Shirts, Taschen oder sonstigen Quatsch. Es gab mehrere Bücher und auch Comics auf Französisch über Oradour-sur-Glane. Ein Buch über Oradour-sur-Glane auf Deutsch gab es für nur 5,50 €. Einen Stadtplan vom Dorf auch auf Englisch gab es für 2,90 €, Postkarten ab 0,40 € und einen 0,– EURO Schein als Andenken für 2,– € direkt am Automaten.

Ausstellung Gegenstände aus dem Dorf

Eine kleine Ausstellung neben dem Ladengeschäft zeigte Gegenstände die nach der Zerstörung im Dorft gefunden wurden. Es waren Geschirr, Messer, Schuhe, Uhren, Scheren, Brillen Kinder Spielsachen und eine Uniform vom Garde républican 1944 zu sehen.

Kontakt

Telefon +33 555 430 430
Telefax +33 555 430 431
e–mail oradour@oradour.org

Adresse

Centre de la Mémoire d’Oradour sur Glane
L’Auze
87520 Oradour-sur-Glane
Frankreich

Internet

https://www.visitlimousin.com/centre-de-la-memoire-doradour-sur-glane/

Fazit

Die Geschichte ist sehr umfangreich und man müsste verschiedene Quellen lesen, es finden sich öfters unterschiedliche Angaben und Zahlen. Der Besuch ist beeindruckend, die Ausstellung wurde gut gemacht und man spürt kaum einseitige Darstellung der Ereignisse. Ich kann einen Besuch nur jedem empfehlen, die Führung auf Französich lohnt sich nur wenn man die Sprache kann, wie immer sollte man sich vorher und nach dem Besuch informieren. Es gibt leider viel Verwirrungen, da öfters Informationen fehlen um eine Vorstellung zu bekommen. Mein Bericht erwähnt nur wenige Einzelheiten und dient als Denkanregung.