Vierzon

Stadtmuseum

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Vierzon, Frankreich, Stadtmuseum
+ gute Ausstellung, parken und Eintritt kostenlos, Beschreibung auf Englisch (als Mappe)
– nichts

Das Stadtmuseum Vierzon befindet sich im Herzen des Industrieviertels der Stadt welches von der Société Française, später CASE Corporation bis zum Jahre 1964 dominiert wurde. Die Gebäude stehen heute unter Denkmalschutz und werden für öffentliche Einrichtungen genutzt. Die Traktoren die hier produziert wurden stehen neben der Eisenbahn, Porzellanherstellung und Textilindustrie für den Aufschwung und auch den Niedergang der Stadt. Ich hatte das interessante Museum im Juni 2022 besucht und hoffe die Tipps und Hinweise dazu sind hilfreich.

Informationen

Die offizielle Website der Stadt hat eine Seite mit Informationen über das Museum nur auf Französich, wenn man aber weiter unten auf „Museum“ klickt bekommt man die grundlegenden Auskünfte auf Englisch. Die Beschreibung ist dort mit Lage und Öffnungszeiten aber völlig ausreichend. Die Texte und Beschreibungen der Objekte im Museum sind nur auf Französisch, es wurde aber gut gelöst mit einer kleinen Mappe im A4 Format und einem Text auf Englisch. Eine deutsche Sprachversion gibt es leider nicht, auch wenn es etwas umständlich ist versteht man so alles wesentliche.

Lage

Vierzon, Frankreich, Stadtmuseum, Traktor vor dem Gebäude Société Française
Vierzon, Stadtmuseum, Traktor SFV 201 vor dem Gebäude Société Française

Das Museum befindet sich in unmittelbarer Nähe vom Hauptbahnhof an dem großen Platz gegenüber von dem auf dem Bild zu sehenden Gebäude der Société Française. Das historische Fabrikgebäude steht unter Denkmalschutz und wird für ein Kino und Kongresszentrum genutzt. Der Traktor SFV 201 hat einen Einzylinder Dieselmotor mit 3200 cm³ Hubraum der bei 1000 min¹ 25 PS leistete. Ein paar weitere technische Daten: 5 Ganggetriebe mit einem Rückwärtsgang, Reifen 5,00 × 15 vorne 10 × 28 hinten, 1290 kg Leergewicht, 2,70 m Länge, 1,79 m Breite, Bauzeit von 1953 bis 1957.

Anreise

Vierzon, Frankreich, Stadtmuseum, Eingang in der Rue de la Société Française 11, 18100 Vierzon
Vierzon, Stadtmuseum, Eingang in der Rue de la Société Française 11, 18100 Vierzon

Die Anreise geht am einfachsten mit dem Mietwagen oder Motorrad, es reicht die Anschrift in das Navigationsgerät einzugeben, die kostenlosen Parkplätze befinden sich hinter dem Gebäude der Société Française und sind ausgeschildert. Das Museum wurde im Jahre 2013 eröffnet, oberhalb vom Gebäude gibt es einen kleinen Garten mit Blick auf den historischen Backsteinbau und der 2006 eröffneten Esplanade.

Öffnungszeiten

Die Öffnungszeiten sind von März bis April Dienstag bis Freitag 14:00 Uhr – 17:30 Uhr, Mai bis September Dienstag bis Freitag 14:00 Uhr – 18:00 Uhr, Samstag 10:00 Uhr – 12:00 Uhr und 14:00 Uhr – 17:30 Uhr, Oktober bis Ende Dezember Dienstag bis Freitag 14:00 Uhr – 17:30 Uhr, im Januar und Februar ist geschlossen.

Eintritt

0,– €, kostenlos.

Anmeldung

Der Besuch beginnt mit der Anmeldung vor Ort, der nette Mann erklärte mir kurz die Mappe mit den Informationen auf Englisch und danach konnte man rechts den Rundgang durch die Ausstellung beginnen.

Video

Vierzon, Frankreich, Stadtmuseum, Video Traktoren im Einsatz
Vierzon, Stadtmuseum, Video Traktoren im Einsatz

Die Produktion der Traktoren der Société Française startete mit den ersten Auslieferungen 1934. Die Motoren hatten einen Einzylinder Diesel Motor der auch mit anderen Kraftstoffen sehr robust lief. Ein Video zeigt die Einsätze der rustikalen Maschienen auf dem Feld und im Wald. Es gab keinerlei Sicherheitseinrichtungen wie Abdeckungen oder Schutzbleche, man kann erahnen das es bei der schweren Arbeit Unfälle gab.

Industrialisierung

Vierzon, Frankreich, Stadtmuseum, Zeitlinie der Industrialisierung
Vierzon, Stadtmuseum, Zeitlinie der Industrialisierung

Die Industrialisierung begann im Jahre 1779 als der Graf von Artois und Herr von Vierzon, der spätere Karl X., eine Schmiede einrichten ließ. Die erste kleine Fabrik stellte landwirtschaftliche Geräte und später Waffen her. Der Ort Vierzon eignete sich dafür da es in der Umgebung mit den Wäldern genug Brennstoff gab.

Porzellanherstellung

Vierzon, Frankreich, Stadtmuseum, Porzellanherstellung
Vierzon, Stadtmuseum, Porzellanherstellung

1816 startete die Porzellanherstellung mit der ersten Manufaktur dieser Art in der Nähe des Schlosses Bel Air. Es kamen in den folgenden Jahren weitere Fabriken hinzu und Vierzon wurde zu einem wichtigen Zentrum für Porzellan, es gab zur Blütezeit 1500 Beschäftigte. Die Porzellanherstellung endete 1997, aber schon 20 Jahre früher mussten viele Betriebe schließen.

Glasherstellung

Es gab in Vierzon mit Godefroy und Thouvenin zwei Unternehmen die Glas herstellten und damit einen hohen Bekanntheitsgrad erreichten. Die ehemals 700 Beschäftigten verloren ihre Arbeitsplätze.

Kanal

Der Canal de Berry wurde im Jahre 1831 zwischen Bourges und Vierzon eingeweiht, eine Wasserstraße die den Warentransport erleichterte.

Eisenbahn

Vierzon, Frankreich, Stadtmuseum, Eisenbahn / Dampflokomotive MIKADO 141 R 1208
Vierzon, Stadtmuseum, Eisenbahn / Dampflokomotive MIKADO 141 R 1208

Der Bahnhof von Vierzon wurde 1847 auf der Strecke Paris – Orléans eingeweiht, dadurch wurde die Stadt leicht erreichbar und Güter konnten transportiert werden. Die Ausstellung zeigt was damals zum Schienenstreckenbau und dem Betrieb der Eisenbahn nötig war. Das Zeitalter der Dampflokomotiven endete 1973, das Modell der MIKADO 141 R 1208 wurde von Jacques Giraud gebaut.

Textilindustrie

Vierzon, Frankreich, Stadtmuseum, Mode
Vierzon, Stadtmuseum, Mode

Die Textilindustrie wurde 1909 von René Dener und René Loius Balichon im Jahr 1909 gestartet. Es kamen in der Gründerzeit 25 weitere Betriebe hinzu, die Beschäftigtenzahl lag Anfang der siebziger Jahre bei 1100 Menschen. Der Niedergang der Modeindustrie war 1975, als der letzte Betrieb geschlossen wurde.

Traktoren

Vierzon, Frankreich, Stadtmuseum, Traktoren der Société Française
Vierzon, Stadtmuseum, Traktoren der Société Française

Die Industrie der landwirtschaftlichen Maschinen startet 1848 mit Célestin Gérard, später 1879 wurde die Société Française de Matériel Agricole SFMA gegründet. Der Name änderte sich 1889 in Société Française de Matériel Agricole et Industriel SFMAI um 1929 alles wieder auf Société Française Vierzon SFV zu vereinfachen. Die ersten Traktoren wurden 1934 ausgeliefert, sie waren damals grau mit roten Felgen, die typische Farbe Dunkelgrün wurde 1946 eingeführt, erst 1952 wurde ein helleres Grün mit gelben Farben kombiniert. Der Höhepunkt der Produktion war 1957 als 22 Traktoren pro Tag produziert wurden. Es gab im Jahre 1957 noch 1740 Mitarbeiter die trotz der Übernahme der US amerikanischen Case Corporation 1958 dann 1964 doch ihre Arbeitsplätze verloren da der Betrieb eingestellt wurde.
https://de.wikibooks.org/wiki/Traktorenlexikon:_SFV

Die CASE Traktoren, Mähdrescher, Pressen und weitere Maschienen werden auch in Deutschland angeboten, erstaunlich wie sich die Technik in den Jahrzehnten weiterentwickelt hat.
https://www.caseih.com/emea/de-de

Andenken

Vierzon, Frankreich, Stadtmuseum, Andenken wie T-Shirts, Baseballkappen oder Kaffeepötte
Vierzon, Stadtmuseum, Andenken wie T-Shirts, Baseballkappen oder Kaffeepötte

Die Andenken wie T-Shirts, Baseballkappen oder Kaffeepötte im Eingangsbereich waren günstig, eine Baseballkappe mit einem schönen SFV Logo kostete nur 10,– €. Es gab außerdem eine große Anzahl von Büchern und Postkarten.

Kontakt

Telefon +33 2 48 71 10 94
e–mail patrimoine@ville-vierzon.fr

Adresse

Musée de Vierzon
Rue de la Société Française 11
18100 Vierzon
Frankreich

Internet

http://www.ville-vierzon.fr

Fazit

Das Hauptthema ist die Industrialisierung von Vierzon, über die Gründerzeit und das Mittelalter erfährt man hier wenig, das ist auch kein Nachteil denn dafür gibt es andere Museen. Die Ausstellung ist sehr gut und der Umfang völlig ausreichend, die Blütezeiten der jeweiligen Gewerbe und deren Niedergang gab es an anderen Orten natürlich auch, man erfährt somit weit mehr als nur die Geschichte der Betriebe im Ort. Das Stadtmusuem sollte man beim Besuch von Vierzon als erstes aufsuchen, man bekommt sofort einen Eindruck der Stadt.