Boryszyn

Ostwall, Burschener Schleife, Oder-Warthe-Bogen

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Ostwall, Burschener Schleife, Oder-Warthe-Bogen, Boryszyn, Polen
+ Eintrittspreis, perfekt erhaltene Anlage, Dokumentation vor Ort auf Deutsch, Mitte April bis Mitte Oktober geöffnet, teilweise keine Reservierung erforderlich, Wetter im Sommerhalbjahr, Andenken
– Wetter im Winterhalbjahr, offizielle Website nur auf Polnisch

Die Burschener Schleife, auf Polnisch Pętla Borysyńska ist der südliche Teil der unterirdischen Festungsanlage des Oder-Warthe-Bogen. Die gigantische Anlage wurde nicht komplett fertiggestellt, aber die vorhandenen und kaum zerstörten Panzerwerke und das unterirdische System mit Tunneln, Schmalspurbahnen, Bahnhöfen, Munitionslager, Treibstofflagern und so weiter sind beeindruckend. Ich hatte im Juni 2022 die zwei Stunden lange Führung mitgemacht und und hoffe die Eindrücke und Erfahrungen sind hilfreich.

Informationen

Die offizielle Website Pętla Borysyńska MRU Międzyrzecz Rejon Umocniony ist nur auf Polnisch verfügbar. Die Gestaltung ist zum Glück sehr übersichtlich und man bekommt einen ersten Eindruck der Anlage. Die Texte kann man mit einer kostenlosen Textübersetztung wie DeepL in 28 Sprachen übersetzen. Die Bilder in der „GALERIA“ zeigen die Tunnel, unterirdische Fahrradtouren und das oberirdische Umfeld. WICHTIGER Hinweis, wie in allen unterirdischen Anlagen wie Bergwerken oder Tunneln ist es kalt, ich vermute es sind nicht mehr als 10° Celsius, eine warme Jacke ist empfehlenswert.
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Lage

Der Ostwall, Burschener Schleife, Oder Warthe Bogen befindet sich im heutigen Polen, in der Nähe der Stadt Boryszn, damals Burschen in einem teilweise bewaldeten und mit Seen umgebenen Gebiet. Der Ort liegt in etwas auf der Mitte der Strecke von Frankfurt Oder und Poznań, damals Posen, nur wenige Kilometer nördlich der Autobahn A-2. Der Ostwall verläuft circa 100 km von Süden an der Oder nach Norden an der Warthe auf einen zwei Kilometer breiten Streifen.
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Anreise

Ostwall, Burschener Schleife, Oder-Warthe-Bogen, Boryszyn, Polen, Hauptgebäude Pętla Borysyńska, Międzyrzecki Rejon Umocniony MRU, 66-218 Boryszyn, Polen
Ostwall, Burschener Schleife, Hauptgebäude Pętla Borysyńska,
Międzyrzecki Rejon Umocniony MRU, 66-218 Boryszyn, Polen

Die Anreise mit dem Auto oder Motorrad ist denkbar einfach, das Sonderziel „Pętla Borysyńska, Liebenau, Świebodziński“ war im Mio™ Spirit 8670 LM Truck Navigationsgerät vorhanden, ansonsten kann man die Anschrift 66-218 Boryszyn oder Liebenau, Lebus eingeben, eine Straße ist nicht erforderlich. Die Strecke vom Westen über Starople und Borysyn, damals Burschen ist mit den dunkelbraunen Sehenswürdigkeitshinweisen ausgeschildert. Die letzten Kilometer führen über einen Feldweg, der teilweise nur im Schritttempo zu passieren ist. Die Parkplätze vor Ort sind zahlreich und alle kostenlos.

Öffnungszeiten

Die Öffnungszeiten sind vom 15. April bis 15. Oktober, es gibt verschiedene Führungen ich hatte im Juni 2022 an einer 2 Stunden Führung teilgenommen, die gab es jeweils um 11:00 Uhr, 13:00 Uhr und 15:00 Uhr.

Führungen

Es gibt verschiedene Führungen die unter „TRASY TURYSTYCNE“ auf Polnisch beschrieben sind, hier ein verkürzter Überblick auf Deutsch.

– Die kurze Route, 2 Stunden zu Fuß, keine Reservierung erforderlich.
– Die lange Route, 3,5 bis 4 Stunden zu Fuß, eine Reservierung ist erforderlich.
– Unterirdischer Radweg, 2 bis 3 Stunden mit Fahrradverleih, eine Reservierung ist erforderlich.

Eintritt

53,– PLN Zloty, circa 13,– € für die „Kurze Strecke“ 2 Stunden.

Deutsche Führung

Eine Führung auf Deutsch gab es leider nicht, ich bekam eine kleine Mappe im A4 Format und auf sieben Seiten wurde die Anlage mit Text und Bild ausführlich beschreiben. Der Rundgang war auf Polnisch, es gibt wohl auch teilweise Rundgänge auf Englisch.

Geschichte

Die Geschichte kurz beschrieben, die Bauarbeiten des Ostwalls begannen im Frühjahr 1934, die des befestigten Bogens begannen 1936, die Organisation Todt stellte Mitte 1939 die Arbeiten ein, es wurden nicht alle geplanten Anlagen fertiggestellt. Die deutschen Ostgrenze sollte sich in der Zukunft ja wesentlich weiter nach Osten verschieben, die Anlage wäre somit nicht mehr benötigt. Die Verteidigung gegen die Rote Armee wurde seit Mitte 1944 vorbereitet, erst im Winter 1945 wurden die Befestigungen mit einer spärlichen und schlecht ausgebildeten Besatzung besetzt. Die unfertige Bunker und die mangelnde Kommunikation in den deutschen Reihen nach dem Beginn der sowjetischen Offensive am 29. Januar 1945 führten nach drei Kampftagen zu einem sehr schnellen Durchbruch der Stellung.

Führung

Der Eingang zum Nordwerk liegt nur ein paar Meter von dem Hauptgebäude entfernt, man geht den Weg hoch und kommt auf eine Plattform einer Betondecke aus der Stahl herausragt. Das Kampfgeschoss wurde nicht gebaut, man steht auf der Decke vom Versorgungsgeschoss, welches man durch die Stahltür erreicht, der eigentliche Beginn der Führung. Die Gruppe war mit 8 Personen sehr klein und somit war es leicht die Besichtigung durchzuführen.

Karte Festungsfront und Modelle der Brücken

Ostwall, Burschener Schleife, Oder-Warthe-Bogen, Boryszyn, Polen, Karte Festungsfront und Modelle der Brücken
Ostwall, Burschener Schleife, Karte Festungsfront und Modelle der Brücken

Die Führung begann nach dem Einstieg mit den Gang durch die ersten Räume des Versorgungsgeschosses. Der Ostwall wurde hier in einem leeren Raum auf einer Karte dargestellt. Das Gebiet ist gut 110 km lang und hat eine Breite von zwei bis drei Kilometern. Die Natur bot mit den Gewässern Möglichkeiten Kanäle, Wassergräben und Stauanlagen zu bauen die als Verteidigung dienten. Die Verteidigung mit „Wasser“ funktioniert im Winter natürlich nicht, ein gewaltiger Nachteil. Es sind Modelle der Drehbrücken und der Kipprollbrücken zu sehen, technisch besonders aufwendig die Kipprollbrücke bei der der gesamte Brückenkörper angekippt wird und in einen Raum unterhalb der Straße gezogen wird. Es gibt in der Umgebung noch alte Anlagen zu sehen.

Mannschaftsunterkünfte

Ostwall, Burschener Schleife, Oder-Warthe-Bogen, Boryszyn, Polen, Mannschaftsunterkünfte
Ostwall, Burschener Schleife, Mannschaftsunterkünfte

Die Mannschaftsunterkünfte wurden mit einem Ofen beheizt, das war schon der größte Komfort, die sechs Liegen an der Wand waren Pritschen die man abnehmen konnte und so auch Verletzte transportieren könnte. Es gab eine Lüftungs– und Filteranlage die einen Überdruck erzeugte und somit Schutz vor Gasangriffen gab. Die Kampfhandlungen im gesamten Oder-Warthe-Bogen dauerten Ende Januar 1945 nur 3 Tage, die Festungsanlage hatte nur einige Hundert statt vorgesehenen 7515 Soldaten zur Verteidigung.

Offiziersunterkunft

Der kleine Raum hatte ein richtiges Bett, fließend Wasser mit Waschbecken, einen Schrank, Tisch, Stuhl und direkten Kontakt mit Fernsprecher.

Kommunikation

Ostwall, Burschener Schleife, Oder-Warthe-Bogen, Boryszyn, Polen, Fernsprecher, Funkgeräte
Ostwall, Burschener Schleife, Fernsprecher, Funkgeräte

Die Kommunikation war mit Fernsprechern, Funkgeräten und einem Sprachrohr für die damalige Zeit modern.

Treppenhaus

Ostwall, Burschener Schleife, Oder-Warthe-Bogen, Boryszyn, Polen, Treppenhaus
Ostwall, Burschener Schleife, Treppenhaus

Das Treppenhaus befindet sich in einem runden Schacht, die Stahlbetontreppen führen gut 15 Meter in die Tiefe.

Tunnel

Ostwall, Burschener Schleife, Oder-Warthe-Bogen, Boryszyn, Polen, Tunnel mit zwei Gleisen Schmalspurbahn
Ostwall, Burschener Schleife, Tunnel mit zwei Gleisen Schmalspurbahn

Die Tunnel sind in Ei-Form gebaut, dadurch wird der Druck der Erde verteilt. Die Wandstärken richten sich nach der Größe der Hohlgänge, sie sind zwischen 60 cm und 180 cm. Es gibt in den Wänden an verschiedenen Stellen Nischen, dort hätte man Sprengstoff deponieren können und den Tunnel dann zum Einsturz bringen können. Das der Feind hier eindringt war zwar unwahrscheinlich aber man war auf alles vorbereitet. Es gab natürlich auch mehrer Notausgänge. Es gibt unterhalb der Schienen einen Abwasserkanal, somit ist die Grube immer trocken. Es waren allein in der Burschener Schleife 30 Lager geplant, aber nur 13 tatsächlich gebaut.

Bahnhof

Ostwall, Burschener Schleife, Oder-Warthe-Bogen, Boryszyn, Polen, Bahnhof mit Abzweig
Ostwall, Burschener Schleife, Polen, Bahnhof mit Abzweig

Der Bahnhof hat zwei Gleise an denen die Züge vorbeifahren oder Waren umgeladen werden konnten, die größen Bahnhöfe hatten Technikräume, Warteräume, Funkzentrale und eine Toilette. Die elektrische Schmalspurbahn wurde von einer Bahngesellschaft aus Bochum gebaut, die Lokomotivien von Siemens bekamen den Strom aus Batterien.

Lagerraum

Ostwall, Burschener Schleife, Oder-Warthe-Bogen, Boryszyn, Polen, Zeichnung Panzerkampfwagen VI Tiger
Ostwall, Burschener Schleife, Zeichnung Panzerkampfwagen VI Tiger

Ein großer Lagerraum wurde für eine Ausstellung mit Panzerkampfwagen, Kriegswagen und Gewehren aus dem zweiten Weltkrieg genutzt. Die Zeichnung vom deutschen Panzerkampfwagen VI Tiger ist im Maßstab 1:1. Der US amerikanische Panzerkampfwagen M4A1 Sherman war im Vergleich dazu fast winzig, wobei die kleine Bauform mit den Transportmöglichkeiten zu erklären ist.

Kriegsbeute

Die Führung hatte auch unangekündigte Überraschungen wie Kriegsbeute in Form von Kunstschätzen wie Gemälde oder Goldbarren je 2000 g Gewicht. Natürlich alles Nachbildungen und nicht echt, aber sehr schön dekoriert in teilweise geöffneten Kisten präsentiert.

Ausstieg

Ostwall, Burschener Schleife, Oder-Warthe-Bogen, Boryszyn, Polen, Aufstieg Treppenhaus
Ostwall, Burschener Schleife, Aufstieg Treppenhaus

Der Rundgang ging über eine Strecke von 1,5 Kilometer unter Tage, die gesamte Führung dauerte die angegebenen zwei Stunden und war dann um 13:00 Uhr mit dem Ausstieg zu Ende. Ich kann in der Hochsaison auf jeden Fall die erste Tour empfehlen, die neue Gruppe die um 13:00 Uhr startete war wesentlich größer.

Souvenirs

Es gibt direkt an der Kasse ein großes Angebot mit Andenken.

Kontakt

Telefon +48 507 089 155
Telefon +48 601 700 274
e–mail kontakt@bunkry24.pl

Adresse

Pętla Borysyńska, MRU
66-218 Boryszyn
Polen

Internet

https://bunkry24.pl

Fazit

Die Bezeichnung Ostwall ist vielleicht mit Absicht eine Untertreibung, die Verteidigungsfestung hat mit einem Erdwall wie man es sich vielleicht vorstellen würde nichts zu tun. Die unterirdischen Tunnelsysteme mit Munitionslagern sind gigantisch, man ist von dem Rundgang schon etwas überwältigt. Ich hoffe mein kurzer und unvollständiger Bericht gibt einen kleinen Eindruck was einem vor Ort erwartet. Ich würde auf jeden Fall die Anlage noch einmal besuchen, genügend verschiedene Touren gibt es ja.